Planen, Träumen, Ärmel hoch krämpeln

Nachdem fest stand, dass wir das Haus nehmen, fingen wir an, unsere Raum- und Flächenwünsche zu sammeln und im Haus unterzubekommen. Wir änderten die Raumnutzung, verschoben gedanklich Wände und entwickelten neue Ideen.
Bereits bei der Besichtigung wurde klar, dass der Dachraum mit der jetzigen Konstruktion nicht einfach in nutzbaren Raum umgebaut werden kann. Die Kehlbalken verliefen auf circa 1 m Höhe.

Kehlbalken

Damit war schnell klar, dass der Dachstuhl neu aufgebaut werden muss. Das fanden wir nicht ganz so schlimm. Da es keinen Bebauungsplan in der Region gab, dachten wir, dass wir dadurch mehr Gestaltungsmöglichkeiten hätten. Denn so können wir auch einen Kniestock erstellen und somit schöne Räume erzeugen.

Doch so einfach war es dann doch nicht. Denn ein Aufstocken bedeutet auch mehr Last auf den Erdgeschossmauern und dem Fundament. Das Fundament bestand aus drei Feldsteinlagen. Diese hätten die zusätzliche Last nicht mehr aufnehmen können. Wir hätten ein neues Streifenfundament aufwändig unter das Haus bauen müssen. Doch das war nicht die einzige schlechte Nachricht…

Vorbereitung für den Umbau

Parallel zur Planung begannen wir das Haus zu entrümpeln. Mit einigen Möbeln konnten wir den ein oder anderen noch glücklich machen. Der Rest landete im Container.
Wir entfernten den Trockenbau, alte Dämmung und nicht-tragende Wände.

Die Arbeit am Traumhaus machte Spaß.

Leider wurde dadurch ersichtlich, dass dieses schöne Fachwerkhaus mit den falschen Materialien renoviert wurde. Die Außenwand war von außen mit einem nicht atmungsaktiven Zementputz und von innen mit mehreren Lagen Rigibs belegt. Somit konnten die Holzbalken des Fachwerks ihre Feuchtigkeit jahrelang nicht mehr abgeben. Das war ihr Tod.

Anfangs sah es so noch aus, als wären nur einzelne Balken betroffen und wir waren frohen Mutes, den Aufwand für den Erhalt des Hauses in Kauf zu nehmen.

Materialien und Technik für ein Fachwerkhaus

Außerdem überlegten und recherchierten wir, mit welchen Baustoffen wir das Haus am besten wieder aufbauen können und welche Haustechnik am optimalsten funktioniert. Schnell wurde klar, ein Fachwerkhaus funktioniert am besten mit diffusionsoffenen Materialien. So landeten wir schnell bei nachhaltigen, natürlichen, ökologischen Baustoffen.
Wir informierten uns zu den Themen Dämmmaterialien, Holz, Lehm- und Kalkputz, Niedrig-Temperatur-Heizung, Wand- und Deckenheizung.
Ob und wie wir die Fachwerkwände im Erdgeschoss dämmen würden, war uns noch nicht klar. Wir wollten gern das Fachwerk wieder von Außen sichtbar machen. Somit ging nur eine Innendämmung.
Die neuen Gefache würden wir dann mit Kalkmörtel ausmauern.
Für die Beheizung von Fachwerkwänden funktionieren am besten Systeme, die die gesamte Wand gleichmäßig erwärmen, damit sich keine Feuchtigkeit ansammeln kann. Dafür kamen für uns zwei Systeme in Frage: Sockelheizleisten und Wandheizung. Eine Sockelheizleiste arbeitet mit Strahlungswärme, ist nur ca. 12 cm hoch und sieht ganz passabel aus. Eine Wandheizung wird wie eine Fußbodenheizung verlegt, arbeitet mit niedrigen Systemtemperaturen und könnte im Sommer auch etwas kühlen. Sehr ähnlich dazu ist eine Deckenheizung. Alle Systeme haben den Vorteil, dass man den Fußbodenaufbau nicht anpassen muss. Dadurch sind sie für Sanierungen gut geeignet.
Dann ging es an die Materialien. Fliesen finde ich nicht schön bzw. habe ich damit schlechte Erfahrungen gemacht: sie sind nicht eben verlegt, der Kleber löst sich, sie kippeln, die Fugen verfärben sich, sind schwer zu putzen oder brechen raus… Ich wollte keine Fliesen mehr.
So kamen wir schnell zu Lehm- und Kalkputzen. Diese nehmen Gerüche und Feuchtigkeit aus dem Raum auf und geben sie zeitversetzt  wieder ab. Perfekt! Kalkputz kann man sogar so bearbeiten, dass er in Feuchträumen und Spritzwasserbereichen funktioniert. Ich war hin und weg!
Als Fußbodenbelag war schnell klar, dass es ein Parkett mit Holz aus heimischen Wäldern wird.

Ist das Haus noch zu retten?

Soweit die Ideen und das neu erlernte Wissen.
Jedoch wurde mit jedem Arbeitstag klarer, dass zu viele Balken morsch sind und der Erhalt des Hauses nicht nur sehr aufwändig sondern auch nicht mehr wirtschaftlich ist.
Die Euphorie war mächtig gedämpft. Wir wollten einen Altbau – niemals neu bauen. Wir hatten uns in dieses Haus verliebt. Aber realistisch betrachtet, war das Haus nicht mehr zu retten. Die Bausubstanz war zu schlecht und für unsere Vorhaben nicht mehr mehr zu aktivieren.

Somit rollte bald der Bagger an und schob unser kleines Traumhaus zusammen.

Wäre vorab die Investition in einen Gutachter sinnvoll gewesen? Waren wir zu „blauäugig“. Hat uns der Garten, die Größe und alles zusammen zu sehr begeistert, dass wir das Haus und seinen schlechten Zustand nicht eher erkannten und alle Bedenken nicht hörten?

Wer weiß, wofür es gut war…

2 Gedanken zu „Planen, Träumen, Ärmel hoch krämpeln

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